Foto: Andreas Weymann
Die Herausforderung annehmen
Am zweiten Aprilwochenende hatte ich die Gelegenheit, ein lang gehegtes Ziel von meiner Bucket-List abzuhaken: Die Teilnahme an Paris-Roubaix, dem legendären Frühjahrsklassiker und einem der fünf Monumente des Radsports. Diese Veranstaltung, die seit 1896 ausgetragen wird und von den Franzosen als „Hölle des Nordens“ bezeichnet wird, versprach ein unvergessliches Erlebnis.
Die Strecke für die Profimänner erstreckt sich über beeindruckende 259 Kilometer und umfasst 30 Sektoren, die zusammen über 50 Kilometer Kopfsteinpflaster aus vergangenen Jahrhunderten bilden. Für Amateure gibt es verkürzte Strecken, aber ich entschied mich für die längste Variante von 175 Kilometern, um die Originalstrecke mit allen ihren Herausforderungen zu erleben.
Am Freitagabend, kurz vor Schließung der Ausgabestelle, kam ich in Roubaix an. Um 3:00 Uhr morgens klingelte der Wecker, und ich machte mich auf den Weg zur zentralen Bushaltestelle. Von dort aus wurden wir, eine kleine Gruppe von Langstreckenfahrern, zum Startpunkt nach Busigny gebracht. Der Nervenkitzel stieg, als wir um 7:00 Uhr in Wellen von etwa 30 Fahrern gleichzeitig ins Rennen geschickt wurden.
Der erste Kontakt mit dem Kopfsteinpflaster
Nach nur 11 Kilometern betrat ich den ersten Kopfsteinpflastersektor und spürte sofort die Herausforderungen, die vor mir lagen. Die ersten Flaschen flogen durch die Luft, und am Wegesrand waren bereits zahlreiche Teilnehmer mit Reparaturen beschäftigt. Ich zählte über 25 Pannen nach nur zwei Sektoren – eine Zahl, die im Laufe des Tages noch deutlich ansteigen sollte. Glücklicherweise blieb ich von diesen Schicksalen verschont. Dank meines Gravelbikes mit Schwalbe G-One 40 mm-Reifen und einem Druck von etwas über 3 bar konnte ich die Strecke schadlos meistern.
Technische Probleme und körperliche Herausforderungen
Jedoch blieb ich nicht ganz von Pannen verschont: Im dritten Sektor brach die Schraube meiner Insta 360-Kamera, die bei einer rasanten Abfahrt auf die Strecke fiel und nicht mehr zu gebrauchen war. In einem der nächsten Sektoren verlor ich eine meiner beiden Trinkflaschen, was besonders ärgerlich war, da es an diesem warmen Tag nur drei Stationen gab, um die Flasche wieder aufzufüllen. Diese kleine Unannehmlichkeit bemerkte ich erst, als ich mich auf das unfallfreie Fahren konzentrierte.
Zusätzlich stellte ich nach einigen Sektoren fest, dass ich mir an beiden Händen schon schmerzhafte Blasen an den Daumen zugezogen hatte. Das ständige Gerumpel und meine offensichtlich fehlerhafte Grifftechnik sorgten dafür, dass ich den Rest des Tages mit diesen lästigen Schmerzen zu kämpfen hatte.
Der berüchtigte Wald von Arenberg
Nach 11 Sektoren wartete dann Sektor 19, der berüchtigte Wald von Arenberg. Diese 2.100 Meter lange schnurgerade Strecke durch einen alten Wald an der Stelle einer stillgelegten Zechenanlage war ein echter Prüfstein. Um den Belag des Kopfsteinpflasters zu reinigen, werden vor dem Rennen Ziegen und Schafe über die Strecke geschickt, um das Gras aus den Fugen zu fressen. Hier erlebte ich, wie viele Fahrer den Mut verloren oder ihre Reifen aufgeben mussten; einige mussten das Rennen vorzeitig beenden. Mit noch 18 Sektoren und 90 Kilometern vor mir war der Kampf gegen die Erschöpfung real.
Das Fahren auf diesem Belag, der sich stark von dem Kopfsteinpflaster in deutschen Altstädten unterscheidet, war extrem kräftezehrend. Dennoch, als ich nach 175 Kilometern und über 1.000 Höhenmetern schließlich in das altehrwürdige Velodrom einfährt, überkam mich ein überwältigendes Gefühl. Ich war Teil eines großartigen Sportevents, das nicht nur von der eigenen Leistung, sondern auch von der Geschichte und Tradition geprägt war. Mit einer Medaille und einem kleinen Pflasterstein in der Hand, der als Erinnerung an dieses Abenteuer dient, fühlte ich mich wie ein echter Sieger.
Ein unvergessliches Erlebnis
Zwar blieb uns der Zugang zu den legendären Duschen verwehrt, doch kurz nach uns trafen die Profifrauen im Velodrom ein – sie waren auf einer verkürzten Strecke hinter uns gestartet. Als eine Französin das Rennen für sich entschied, erreichte die Stimmung einen weiteren Höhepunkt: elektrisierend und feierlich zugleich.
Am nächsten Tag durften wir die Profimänner im berüchtigten Wald von Arenberg anfeuern – ein letzter Gänsehautmoment, der sich tief einprägte.
Wenn auch Du die Herausforderung und die Magie dieses einzigartigen Rennens hautnah erleben willst, dann zögere nicht: Das Abenteuer Paris–Roubaix wartet auf Dich – mit unvergesslichen Erinnerungen und einer tiefen Verbundenheit zur Geschichte des Radsports.
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Links:
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Text: Andreas Weymann
Fotos: Andreas Weymann
Veröffentlichung: Manuela Strenger