Tokyo Marathon: Laufen in Reih und Glied
Erst seit 2007 gibt es den Tokio-Marathon als Großveranstaltung für jedermann. Dabei kann längst nicht jeder mitlaufen, der es möchte. Über 300.000 Japaner bewerben sich um die 35.000 Startplätze. Seit der Tokio-Marathon zur exklusiven Serie der World Marathon Majors gehört, ist auch das Interesse der ausländischen Läufer stark gewachsen. 140 Deutsche finden sich in der Ergebnisliste von 2016.
Schon seit einigen Jahren verbinden wir einen Marathon mit unserem Jahresurlaub und haben weltweit alle Kontinente durchlaufen. Unser neues Ziel war es nun die World Major Serie zu absolvieren. Nach Berlin, London, New York und Chicago war nun Tokio an der Reihe. Bereits im Vorjahr waren wir in Tokio gemeldet, doch aufgrund einer Meniskus OP konnte Susanne beim Marathon leider nur als Zuschauer teilnehmen. Also war das große Ziel für Susanne den Lauf im 2. Ansatz zu vollenden.
So geordnet und geregelt das Leben in Japan ist, so präsentiert sich auch der Marathon. Weit über 10.000 freiwillige Helfer sorgen dafür, dass die Realisierung der detaillierten Planung entspricht. Darauf kann man sich als Teilnehmer verlassen. Wir müssen nur noch laufen. Der Marathon wird zum ganz besonderen Erlebnis und gibt uns eine Ahnung davon, wie Japan funktioniert.
Vor dem Start wurde zunächst das Gepäck überprüft, welches zu Wartezeiten beim Einchecken in das zugewiesene Gate führt. Nach Abgabe des Kleiderbeutels geht es in den angegebenen Block und anschließend erfolgt der Start mit Untermalung von live gesungener japanischer Musik. Ganz anders aber auch sehr schön geht es so über die Startlinie auf die 42,195 km durch Tokyo.
Das Wetter hat im Gegensatz zur Vorhersage gut mitgespielt. Es blieb bewölkt aber trocken bei Temperaturen bis zu 10°. Die Begeisterung am gesamten Streckenrand war sehr groß, wobei der Japaner an sich eher zurückhaltend ist. Besonders positiv aufgefallen sind vor allem die Volunteers an den Getränkeständen, die die Läufer lauthals angefeuert haben.
Vom Start am Rathaus geht es auf die erste längere Wendestrecke, vorbei am Tokyo-Tower und am kaiserlichen Palast durch Ginza mit seiner besonderen Architektur und der bekannten Einkaufsstraße Chuo-Dori Richtung Asakusa mit dem ältesten Tempel Tokyos und Blick auf den 634 Meter hohen Tokyo Skytree. Über die zweite längere Wendestrecke laufen wir nochmals durch Ginza, schon Richtung Tokyo Big Sight, dem Messezentrum und gleichzeitig Ziel.
Wir hatten uns vor dem Start dazu entschieden gemeinsam zu laufen. Susi plagten seit einigen Wochen muskuläre Probleme in der Wade, die letzten Trainingseinheiten wurden abgesagt. Nach der Knie OP im Vorjahr wollten wir nichts riskieren. Die ersten 28 km verliefen auch problemlos, die km Zeiten lagen knapp unter 6min/km. Im letzten Drittel traten dann Schmerzen am Fuß auf, was vermutlich bedingt durch eine Schonhaltung beim Laufen ausgelöst wurde. Der Fuß schwoll leicht an und wurde mehrfach mit Kältespray behandelt. Mit zusammengebissenen Zähnen gingen wir dann ermüdet aber glücklich in 4:18:04 über die Ziellinie. Für japanische Verhältnisse eine akzeptable Zeit, Susanne erreichte Platz 1650 von immerhin 7500 weiblichen Teilnehmerinnen. Auch Thomas war bei den Männern in dieser Zeit noch im vorderen Drittel zu finden, Platz 9000 von 27.000 Finishern.
Im Ziel gab es zusätzlich zur Medaille noch ein farbenfrohes finisher-Handtuch und jede Menge Applaus. Bei der abendlichen After-Run Party wurden die Füße dann noch einmal auf der Tanzfläche beansprucht.
Jetzt freuen wir uns auf den letzten noch ausstehenden Major Marathon. Der ist in Boston, voraussichtliche Teilnahme 2018.
Grüße Thomas