Zwischen Hitze und Kälte: Der Marathon des Sables Jordanien im Wadi Rum

Marathon des Sables Jordanien. Nach den 160 km beim Oman Desert Marathon in 2023 und den 252 km in der Sahara beim Marathon des Sables Legendary im April standen bei meinem dritten Wüstenabenteuer jetzt „nur“ 120 km im jordanischen Wadi Rum an. Das Wadi Rum kann man mindestens aus Filmen wie der Marsianer, Dune, Star Wars oder natürlich Lawrence von Arabien kennen. Was ich mir als überschaubaren Ausflug vorgestellt hatte, erwies sich doch als veritable Herausforderung in einer die Erwartungen noch mal übertreffenden grandiosen Landschaft. 

 

Das Problem fing jedoch vorher an, da aufgrund der Kriegssituation im Nahen Osten viele Flüge nicht mehr normal durchgeführt werden. So hatte nicht nur ich mehr als 10x in den Tagen und Wochen zuvor die Nachricht der Fluggesellschaft dass mal der Rückflug und mal der Hinflug gecancelt oder erst verschoben und dann gecancelt wurde. Letztlich blieb dann aber doch ein Flug über, so dass man schon beim Umsteigen in Istanbul auf zig Mitflieger mit dem typischen MDS-Trail-Überlebensrucksack traf. Insgesamt waren wir dann 550 Starter:innen, wobei der überwiegende Teil aus Frankreich kam und Frauen waren. In Frankreich scheint es, so wurde mir gesagt, eine verbreitetes Must-Do zu sein, so eine Mehrtageswüstentour mal gemacht zu haben. 

 

Dabei findet das alles unter rudimentären Bedingungen statt, und bis auf Wasser, das einem rationiert gegeben wird, hat man alles selbst zum (Über-)leben mitzubringen und auch komplett bei jeder Etappe durch überwiegend tiefsandiges Terrain mitzuschleppen. Dabei sind auch die sanitären Bedingungen speziell. Ich zitiere mal die spätere französische Gewinnerin: “Unter anderem habe ich gelernt, in Müllsäcke zu kacken, während ich mich mit meinen Toilettennachbarn unterhalte”

 

 

Wir hatten anders als in der Sahara kein Gruppenzelt zu Acht, sondern  jeweils sechs Zelte als Gemeinschaft, von denen es wiederum fast hundert gab. Ich hatte Glück und neben Olaf, dem späteren Sieger der Kurzdistanz und im Hotel mein zugeloster Doppelzimmerpartner, vier bezaubernde junge Frauen in meiner Gruppe, eine liebenswürdiger und tougher als die andere. Das Rennen lief über drei Tagesetappen, die erste 27 km, die zweite wahlweise 20, 40 oder 60 km lang und die letzte nach einem Ruhetag (der war aber auch nötig, da die letzte der zweiten Etappe erst nach 20 Stunden ins Ziel kam) noch mal 27 km. Dadurch, dass sich noch mitten in der zweiten Etappe entschieden werden konnte, welche Distanz man laufen möchte, konnte man nach den Erfahrungen des ersten Tages ggf. noch mal von der vorangemeldeten Wertung umsteigen. Die, die vorher unsicher waren und sich besser als gedacht fühlten, konnten aufstocken und die mit dicken Blasen an den Füßen oder mangelnden Durchhaltevermögen reduzieren. Ich blieb bei meiner vorangemeldeten 60-km-Etappe. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass kurz nach der entscheidenden Gabelung ein kilometerlanges Teilstück kam, das einem schon nach 30 km den Rest geben konnte. Ich entschied mich deshalb, beim nächsten Checkpoint (alle 10 km konnte man die beiden Wasserflaschen auffüllen) mir erst mal was Leckeres zu Essen und einen Kaffee zu kochen. Das Ganze kostet dann zwar jede Menge Zeit, aber die ist hier eh relativ. Jeder, der das noch nicht gemacht hat, wird sich fragen, was Geschwindigkeiten zwischen 3 und 7 km/h noch mit Laufen zu tun haben. Die Frage beantwortet sich schnell, wenn man es selber mal beim nächsten Strandurlaub im tiefen Sand mehrere Stunden mit dem Familiengepäck versucht. 

 

 

Wir sind dann also 3 Tage durchs Wadi Rum, die sicherlich schönste vorstellbare Wüstengegend (das Einzige, was hier fehlt sind hohe weiße Sanddünen so wie in den Emiraten, dem Oman oder Namibia) gelaufen und sind nur am ersten Tag auf ein paar touristische Jeep-Ausflügler getroffen. Aufgrund der Kriege drumherum leidet das Land unter dem ausbleibenden Tourismus. Start war bis auf den letzten Tag, wo es bereits um 4:30 in der Nacht losging und wir vorher wie immer noch essen und zusammenpacken, aber auch das Zelt einpacken mussten, um 7:00 morgens. Bei der langen Etappe kamen die meisten von uns erst lange nach Einbruch der Dunkelheit ins Ziel. Die Orientierung unter dem sternenklaren Himmel behielt man dadurch, dass man mit der Stirnlampe die etwa alle 100 m vorzufindenden reflektierenden Routenmarkierungen erhellte. 

 

Tagsüber war es erträglich warm, nachts saukalt (darauf hatte ich mich nicht vorbereitet, da es in den anderen Wüsten immer angenehm war). Schlussendlich haben wir es alle geschafft, und nach dem Überqueren der Ziellinie ging es noch in die altertümliche Felsenstadt Petra, das weit, weit mehr hergibt als nur die weltbekannte Treasury von Indiana Jones. Da konnte man auch noch mal mehr als 20 km durchwandern. Und auch hier waren anders als erwartet kaum Menschen außer uns Wüstenläufer. Danach ging es dann noch für zwei Tage in unser Starthotel am Toten Meer (da merkt man als Triathlet, dass zu viel Auftrieb auch hinderlich sein kann. Egal wie man sich anstellt: Man geht nicht unter und kommt nicht voran. Auch mal eine Erfahrung) Am letzten Tag noch Siegerehrung, standardmäßig Galadinner (die Frauen wechseln dann vom Runningoutfit ins Abendkleid) und Abschlussparty. Ein unvergesslich schönes Erlebnis. Und auch, wenn ich da mittlerweile etwas missionarisch unterwegs bin mein wiederholter Hinweis: Macht das mal. Man wird keinen der Teilnehmer finden, der das bereut hat.

Hier noch der Film dieses MDS Jordan 2024, den ich nur ans Herz legen kann.