Jahresabschluss auf Lanzarote

Ein Bericht von Ralf
Mein Jahresabschluss auf Lanzarote
Eigentlich sollte es nach IM Klagenfurt keinen Wettkampf mehr in 2021 geben. Doch als Jörg mich Ende letzten Jahres fragte, ob ich mit ihm auf Lanzarote starten wollte, hatte ich mich verführen lassen. Und auch mein Teamkollege Jesús hatte die Chance ergriffen, seine erste Mitteldistanz in Angriff zu nehmen, ohne wirklich zu wissen, was ihn da erwarten würde. Alle Herausforderungen dieses Wettkampfes wurden wahr. Lanzarote hielt Wort – the toughest Ironman in the world!
Durch meine Langdistanzvorbereitung war ich dieses Jahr sehr gut in Form. Auch die Schwimmform konnte ich in den letzten Monaten wieder einigermaßen herstellen.
Am Samstag (9.10.) stürzten sich bei Sonnenaufgang knapp 500 Athleten/innen in die Bucht von Playa Blanca. Bei etwa 22 Grad Wassertemperatur entschied ich mich, wie die meisten mit Neo zu schwimmen. Ich startete mit Jesús in der dritten Gruppe, um ihn wegen seiner ‚Angst‘disziplin etwas zu unterstützen. Als guter Schwimmer konnte ich mich gut nach vorne arbeiten und war mit 33 Minuten als Dritter der AK aus dem Atlantik gestiegen (ich war zufrieden). Nun ging es die ersten zehn Höhenmeter auf Stufen zur Promenade hoch. Von dort aus lag die Wechselzone etwa 250 Meter entfernt. Die Wechselzone war etwa 150 Meter lang und weitere 20 Höhenmeter waren zu erklimmen. Oben angekommen ging es noch über den Kreisverkehr zur Startlinie. Heftiger Gegenwind erwartete mich (etwa 30 km/h), und ich machte mich auf den Weg hoch nach Maciot. Es zog sich bei stetig zunehmender Steigung über 20 Minuten hin (eine gefühlte Ewigkeit, kein Speed möglich); ich versuchte meine Wattwerte (220W) nicht zu überschreiten. Ich dachte „Meine Güte und das dreimal hoch“ ! Hinter Maciot führte die Straße runter nach Las Breñas. Aufgrund des starken Windes und der windanfälligen Hochprofilfelgen fing mein Rad bei 45 km/h an zu flattern. Also
Handbremse rein und lieber kein Risiko eingehen. Es folgte die Landstraße nach Yaiza mit stetigem Anstieg und permanentem Gegenwind. Mehr als 25 km/h waren nicht drin. Von Yaiza verlief es weiter steigend Richtung Norden und immer schön im Gegenwind. Dann kam endlich der Wendepunkt und es hieß nun, Zeit gutmachen. Mit 50 bis 60 Sachen raste ich etwa 20 Kilometer nach Playa Blanca. „Da ist Jesús!“ (hinter Yaiza auf der Gegenfahrbahn noch kurz gesehen; auch er kämpfte gegen Anstieg und Gegenwind an). Auf dem TT konnte ich nun alle Stärken des Zeitfahrrads ausspielen. Der Schnitt stieg durch die Abfahrt auf etwas über 30 km/h. Purer Spaß! Die zweite Runde gestaltete sich nicht anders als die erste – ein brutales Déjà-vu. Danach kam der letzte 5-km-Anstieg nach Maciot. Der Wind wurde noch heftiger und die Sonne ergriff das Zepter. ,Egal, da musst du jetzt hoch.‘ Oben im Kreisverkehr noch schnell eine Flasche gegriffen und ab ging es runter mit bis zu 84 km/h zum zweiten Wechsel. Immer noch Dritter. Ich hatte mich gut ernährt und fühlte mich bereit für einen guten Lauf. Die ersten Kilometer gingen gut an, aber plötzlich fühlte ich mich leer (ich hatte in der Nacht zudem kaum geschlafen). Körper und Geist rebellierten, und ich fand mich in der Hölle wieder. Krampfansätze, Hitze, Wind und die Anstiege setzten mir ordentlich zu. Ich musste in die Defensive. Auf der zweiten Runde war ein kurzer Boxenstopp nötig. Jeder Verpflegungsstand war jetzt wichtig. Wasser, Cola, Iso und nochmal Wasser in den Nacken – weiter jetzt! Die Laufstrecke hatte vier Runden a 5 Kilometer mit insgesamt 250 Höhenmetern und dann noch eine Schleife ins Zentrum. Es lief überhaupt nicht nach Plan; es sollte mindestens eine 5er Pace sein – keine Chance. Ich hatte kurz vor dem Ziel 22 Kilometer auf der Garmin und dachte: ,Die meinen es heute aber gut mit uns.‘ Nach 5:47 Stunden war ich endlich im Ziel und hatte den dritten Platz gehalten. Ich war happy, das Jahr dann doch gut abgeschlossen zu haben. Stefan vom ASV Köln kam kurz hinter mir völlig fertig ins Ziel (Platz 4 für ihn). Wir haben uns noch kurz unterhalten. Im Ziel stand auch Jesús’ Familie, die mich auf jeder Runde super unterstützte. Vielen lieben Dank dafür 3x!
Nun warteten wir gemeinsam auf Jesús, der schließlich überglücklich nach 6:27 Stunden das Finish erreichte. Junge – klasse gemacht! Großes Kino beim ersten 70.3!
Vielen lieben Dank für den besten Club-Support daheim und vor Ort!!! Ein mega hartes Erlebnis!