Championship Samorin 2021

Ein Bericht von Ralf Bell:
Meine Reise zur ersten Weltmeisterschaft startete 2019 in Almere-Amsterdam. Ohne es bewusst zu wollen, konnte ich mich als Sechster der Altersklasse für die WM auf der Mitteldistanz der Challenge Family (thechampionship.de) qualifizieren. Natürlich war das überraschend, aber wann bekommt man schon die Gelegenheit, sich mit der Welt-Elite zu messen. Coronabedingt wurde das WM-Rennen dreimal verschoben und nun endlich am 29. August 2021 in Samorin ausgetragen. Der Termin passte auch ganz gut in die Vorbereitung der Langdistanz in Klagenfurt (auch dreimal verschoben), so dass ich nicht „Nein“ sagen konnte.
Das Schwimmen fand in der Donau statt, die Radstrecke war flach weitestgehend auf einer Schnellstraße, also für schnelle TTs geeignet, und das Laufen fand auf dem x-bionic Olympiagelände mit 3x7k Runden statt.
Nach einer sehr unruhigen Nacht (am Vorabend machte sich schon ein Unbehagen breit) stand ich um 5.15 Uhr auf, um auch genug Puffer vor dem Start um 9.50 Uhr zu haben. Mein Hotel lag auf der anderen Donauseite von Samorin, so dass ich morgens die Fähre zeitig nehmen wollte. Die reine Fahrtzeit betrug etwa 45 Minuten. Die Anreise war problemlos, so dass ich mich auf dem Parkplatz des slowakischen Olympiastützpunkts (eine mega-moderne Anlage in Samorin) noch einmal aufs Ohr legen konnte. Wetter-Check: 19 bis 20 Grad, trocken, starker Wind aus NW! Um 7.30 Uhr ging ich dann zur Wechselzone, um mein P5 zu checken (erster Renneinsatz des Cervelo) und mit allen Utensilien zu beladen. Auch die Beutel für die Wechsel Swim-Bike und Bike-Run wurden befüllt. Noch schnell den Wechselablauf verinnerlichen – alles startklar!
Danach ging ich zum Schwimmstart (etwa 300 Meter entfernt), um die Pros um 9 Uhr zu bestaunen. Am Vortag war schon die Creme-de-la-Creme der Triathlonszene beim Collins Cup zu sehen (Jan F., Lionel S., Daniela R., Lucy C. uvm.). Das Pro Rennen gewann Lucy Hall (4:10) bzw. Florian Angert (3:36) in unglaublicher Zeit. Als der Renndirektor die Wassertemperatur meldete (17,3 Grad), dachte ich: Oh wie Almere, also frisch.
Dass er offensichtlich in einem Wärmestrom der Donau gemessen hatte, erfuhr ich später. Mein Start war um 9.50 Uhr bei der AK50-79 und es war eine große Gruppe am Rolling Start; jeweils vier Starter gingen auf den Pond. Mit dem Sprung ins Wasser ergab sich der erste Schock. Ich fühlte 15 Grad! Keine Zeit zum Nachdenken, einfach los schwimmen. Es ging zunächst 850 Meter flussaufwärts bei recht starker Strömung und unruhigem Wasser. Das kostete natürlich Zeit (etwa fünf Minuten). Den ein oder anderen Schluck Donauwasser konnte ich genießen und dachte: Auf dem Rad brauchst du erst einmal nicht zu trinken. Unterm Strich lief das Schwimmen recht gut und ich kam nach 39 Minuten aus dem Wasser (40 Minuten hatte ich erwartet). Es gab einige Athleten, die das Rennen kurz nach dem Schwimmstart aufgaben, da sie entweder kältebedingte Krämpfe hatten oder bei der starken Strömung aufgaben.
Mein erster Wechsel aufs Rad war zeitlich ok und ich begab mich in bester Gesellschaft auf die Radstrecke. Die ersten 5k gingen durch Samorin in Richtung Schnellstraße, danach etwa 10k Richtung Südost bei angenehmen Rückenwind, aber leichten Magenbeschwerden. Nach der Wende ging es dann 20k in Richtung Nordwest bei starkem Gegenwind (etwa 30 bis 40 km/h). Ich versuchte mich in meinem Zielwattbereich von 200-220W zu halten; zum Glück schwanden die Magenprobleme. Die ersten 45k konnte ich in 1:13 h absolvieren, was zu einer guten Gesamtzeit führen sollte. Auf der zweiten Hälfte zwickten meine Gesäßmuskeln und ich musste mehrmals die Aeroposition verlassen. Auch wollten meine Beine nicht mehr den ganzen Druck bringen, so dass ich mich auf eine defensive Fahrweise einließ, um auch Körner für den Halbmarathon zu sparen. 1:19 h auf der zweiten Hälfte waren damit in Ordnung. Unterm Strich 194W Normalized Power! Leider gab es auch einen schweren Radunfall; der Athlet musste per Hubschrauber geborgen werden. Dazu wurde die Radstrecke mehrere Minuten gesperrt, was jedoch hinter mir geschah.
Der Wechsel zum Lauf ging zügig und ich startete etwas defensiv, um mein typisches Problem von Krämpfen nach einer harten Radeinheit zu vermeiden. Ab Kilometer 2 konnte ich meine Laufgeschwindigkeit einstellen; ein paar Salztabletten haben auch geholfen, den Krämpfen entgegenzuwirken. Der Lauf war sehr abwechslungsreich auf einer 7k-Runde. Asphalt, Sand der Pferderennbahn und Gras bescherten wechselhaftes Laufgefühl. Nach sehr guten 1:31 h konnte ich das Ziel erreichen und war happy, unter 5 h zu finishen.
Der Support an der Strecke war großartig und ich traf auch noch Lisa und Holger, die Björn zu seinem ersten WM-Titel in der Para-Disziplin begleiteten. Ich bedanke mich beim Veranstalter, bei allen Helfern und natürlich bei allen Daheimgebliebenen für den besten virtuellen Support, den ich mir wünschen kann. Ihr seid großartig – VIELEN LIEBEN DANK!
Zur Statistik
Swim: 39:25
T1: 5:11
Bike: 2:32:39
T2: 3:27
Run: 1:31:33
Total: 4:52:12
Platz 10 von 27 AK55