Aufruf zur Blutspende!

Aufruf zur Blutspende!

Wir möchten unsere Mitglieder – und natürlich auch alle anderen – über die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Blutspende informieren und zur Spende appellieren! Daher haben wir einen Fachmann befragt.

Interview mit Prof. Dr. Ralf Karger, M.Sc. von Sandra Ernst (kommissarische Pressewartin Marathon und Triathlon Mülheim e.V.)

Ralf Karger ist Mitglied in unserem Verein und Facharzt für Transfusionsmedizin. Er hat in Köln eine Praxis, die sich mit Störungen der Blutgerinnung beschäftigt und Arztpraxen in Köln und Umgebung mit Blutkonserven versorgt (bei Interesse: www.transfusionsmedizin-koeln.de). Sie stellen die Konserven nicht selbst her, sondern werden von Blutspendediensten beliefert. Er hat selbst zuletzt 2008 in einem Blutspendedienst gearbeitet, kann die Situation durch regelmäßige Gespräche mit Kollegen aber noch ganz gut einschätzen.

Zum Interview:

● Hat sich die Bereitschaft, Blut zu spenden, in der Corona-Pandemie verändert?

Eher nicht. Im ersten Lockdown war vor allem das Problem, dass die Spendentermine in Sporthallen, Unternehmen, Schulen usw. weggefallen sind. Dadurch sind Versorgungsengpässe entstanden. Diese waren aber wahrscheinlich deshalb nicht so schlimm, weil in den Krankenhäusern auch viele geplante Operationen abgesagt oder verschoben wurden. In letzter Zeit kursieren Fake News, dass man sich bei der Blutspende mit Corona infizieren könnte. Das ist völliger Quatsch, könnte aber dazu führen, dass der eine oder die andere nicht zum Blutspenden geht.

● Wird in Ferienzeiträumen wirklich weniger gespendet?

Das ist definitiv so. Aktuell haben wir das Problem, dass wir schon in den Wochen vor Ferienbeginn deutliche Engpässe in der Blutversorgung wahrnehmen. Das dürfte sich mit Ferienbeginn noch verstärken. Wir können jetzt schon bei vielen Patienten die Blutkonservenanforderungen nicht mehr vollständig erfüllen. Die Patienten können dann nicht optimal behandelt werden, unter Umständen müssen dann zum Beispiel Chemotherapien verschoben oder abgebrochen werden.

● Was passiert mit dem Blut?

Das Blut wird aufwändig auf verschiedene Krankheitserreger untersucht und dann durch Zentrifugation in verschieden Bestandteile aufgetrennt. Aus den roten Blutkörperchen werden Erythrozytenkonzentrate, die für die Sauerstoffversorgung wichtig sind. Blutplasma und Blutplättchen (Thrombozytenkonzentrate) sind weitere Blutprodukte, die bei Gerinnungsstörungen eingesetzt werden. EK sind nur maximal sieben Wochen haltbar, deshalb ist es nicht möglich, zum Beispiel vor den Ferien, größere Vorräte anzulegen.

● Wie dringend wird es gebraucht?

Spenderblut ist eigentlich immer knapp. Bei Verletzungen oder Operationen mit viel Blutverlust muss das Blut sofort zur Verfügung stehen, auch bei vielen Routine-Operationen kann es selten zu schweren Blutungen kommen, wo Blut sofort verfügbar sein muss. Deshalb haben Krankenhäuser meist kleinere eigene Blutdepots, die von den Blutspendediensten aufgefüllt werden, um schnell auf eine solche Situation reagieren zu können.

● Was passiert in meinem Körper nach der Spende?

Der Körper erkennt, dass Blutzellen fehlen, und gleicht den Mangel durch eine verstärkte Produktion dieser Zellen im Knochenmark wieder aus.

● Wie lange dauert eine Blutspende?

Die Spende selbst dauert in der Regel etwa 10 bis 15 Minuten. Mit den vorausgehenden Maßnahmen zur Feststellung der Spendetauglichkeit und einer gewissen Nachbeobachtungszeit dauert der ganze Termin etwa 60 bis 75 Minuten. Bei Spendeaktionen hängt es natürlich davon ab, wieviel Interessierte zu einer solcher Aktion erscheinen. In den festen Blutspendestationen der Blutspendedienste werden inzwischen meist, auch online buchbare, feste Termine vergeben. Hier entstehen meist keine Wartezeiten.

● Überwiegen die Vor- oder Nachteile für den Spender – und: Welche sind das?

Nachteile gibt es eigentlich nicht. Bei manchen Personengruppen, vor allem Frauen, besteht ein gewisses Risiko für einen Eisenmangel, das wird aber vor jeder Spende geprüft. Manche Spender fühlen sich nach einer Blutspende tatsächlich besser; das ist aber immer ein subjektiver Eindruck, der sich nicht verallgemeinern lässt. Der entscheidende positive Aspekt ist letztlich, etwas Uneigennütziges für die Allgemeinheit getan zu haben, auch vor dem Hintergrund, dass wirklich jeder und jede in die Situation geraten kann, auf Blutkonserven angewiesen zu sein.

● In welchem Rhythmus kann oder sollte man spenden?

Das wird von den Blutspendediensten kontrolliert. Man erhält als registrierter Spender eine Aufforderung per Mail, wenn man wieder spenden darf. Bei Männern ist das meist nach acht bis zehn Wochen der Fall, bei Frauen nach 12 bis 14 Wochen. Die Zahl der maximal möglichen Spenden pro Jahr ist außerdem durch Richtlinien der Bundesärztekammer begrenzt.

● Wer sollte nicht spenden?

Personen mit chronischen Grunderkrankungen, ernsthaften Vorerkrankungen und Personen, bei denen ein wiederholter Eisenmangel bekannt ist, sollten nicht spenden. Die Ausschlusskriterien sind vielfältig. Im Internet kann man mit einem anonymen Fragebogen selbst prüfen, ob es Gründe gibt, nicht spenden zu dürfen (www.drk-blutspende.de/spenderservices/spende-check.php).

● Wer sollte auf jeden Fall spenden?

Ganz klar: jede Person, bei der keine Gründe für einen Ausschluss von der Spende vorliegen!! Ich spende selbst auch noch regelmäßig.

● Ist eine Trainingspause nach einer Blutspende nötig – und wenn ja: Wie lange?

Das ist sicher ein Punkt, der Sportler besonders interessiert. Deshalb gehe ich etwas detaillierter darauf ein. Wenn man bisher kein Blut gespendet hat, sollte am Tag der Spende eher nicht trainiert werden. Wenn man mehr Erfahrung mit dem Spenden hat, kann man am Tag der Spende sicher eine regenerative Einheit absolvieren. Am nächsten Tag kann man eigentlich wieder normal trainieren, wird aber nicht sofort wieder die volle Leistungsfähigkeit haben; das kann etwa zehn bis 14 Tage dauern, da man erst nach etwa zwei bis drei Wochen den Blutverlust durch die Neubildung der roten Blutkörperchen ausgeglichen hat. Das kann man auch an der Normalisierung des Hämoglobin- oder Hämatokritwertes erkennen. Hat man das Gefühl, dass die Regeneration länger dauert, sollte man seine Eisenspeicher prüfen lassen – hier ist der Ferritinwert wichtig, nicht der Eisenwert. Das könnte vor allem bei Viel-Läufern mit mehr als 50 bis 60 Wochenkilometern und Frauen relevant werden. Sechs bis acht Wochen vor einem wichtigen Wettkampf würde ich eher auf eine Blutspende verzichten.

Vielen lieben Dank an Ralf für die detaillierten Informationen zu diesem wichtigen Thema!

Termine können z. B. bei
https://www.drk-blutspende.de/blutspendetermine/ vereinbart werden.

Aufgrund der Ferien- und Urlaubszeit sollte sich jede/r dann anmelden, wann es ihr/ihm am besten passt.

Unsere Mitglieder dürfen gern ein Foto vor, während oder nach der Spende an presse@marathon-muelheim.de senden damit eine Collage erstellt werden kann.

Wir bedanken uns jetzt schon für die Bereitschaft.