1. Ruhrbania Marathon 2020

Nach einem Dreckslauf beim Köln Marathon 2019 sollte bei meinem „Heimmarathon“ in Düsseldorf alles anders, besser, schneller werden.

Einem neuen, 20 wöchigen Trainingsplan folgend, wollte ich endlich das lang gesetzte Ziel 02:5x:xx Stunden am 26. April 2020 beim Metro Marathon Düsseldorf erreichen. Die Vorbereitung lief perfekt!

Diverse körperliche Zimperlein hatten mich in der 2. Jahreshälfte 2019 gezwungen weniger zu trainieren als ich wollte. Vertrauen in die eigenen Stärken konnte ich beim Blumemsaatlauf gewinnen. Der Körper hat wieder mitgemacht. Bei dem Schlussspurt habe ich mich verrechnet, sodass das Ergebnis eine knappe 01:28h war. Darauf konnte ich aufbauen!

Der Winter kam. Für mich mit die schönste Zeit draußen Sport zu treiben. Eingemummelt Kilometer abreissen – herrlich! Bis zu 400 km sollten es monatlich sein. Einer der schönsten Läufe des Jahres 2019 war sicherlich der Lauf durch die Marsch Ende Dezember auf Föhr. Natur pur!

Die Vorbereitung lief weiter perfekt, ob einer Vereinbarung mit meiner Tochter Charlotte war ich seit dem 02. Januar 2020 alkoholfrei. Mein Physio hat mich seitdem seltenst gesehen. Ist da etwa ein Zusammenhang zu erkennen?

Der Februar 2020 war ein feuchter Monat. An einem Sonntag haben 28 km auf dem Trainingsplan gestanden, der Wetterbericht sagte Dauerregen voraus. Pest oder Cholera? Die Antwort war Pest und das Ergebnis 28 km auf dem Laufband bei FitX. 7 Tage später sollte es Cholera werden. Auf der Strasse mit Regenjacke war dies die bessere Alternative.

Aus der „Ferne“ hörte man was von Corona, Bilder aus Asien waren surreal. Aber in unserer globalen Welt sollte es kommen, wie es kommen musste. Ende Februar 2020 ist das COVID-19 Virus in Europa gelandet.

Erst wurden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen untersagt, mit der dynamischen Verbreitung und Entwicklung wurden neue, engere Grenzen gesetzt.

Auch für mich war Anfang März 2020 klar: Düsseldorf 2020 – das gibt nix. Nichts desto trotz blieb es bis zur offiziellen Absage eine Hängepartie. Wofür trainieren was nicht stattfinden wird. Bei 25 x 1.000m im designierten Marathontempo von 04:15 min/km habe ich mich nach den ersten 3 Intervallen schon nach dem „Warum?“ gefragt.

Zunächst gesponnen, war ich der Meinung, dass man sich am eigentlichen Veranstaltungstag zu einem „privaten“ Lauftreff für 42,195 km an der Ruhrbania einfinden könnte. Aufgrund der weiteren Einschränkungen und der Vorgabe der sozialen Distanzierung habe ich diesen Gedanken schnell verwerfen müssen. Die gute körperliche Verfassung wollte ich dennoch nutzen. So bin ich dann zum Veranstalter und Organisator des 1. Ruhrbania Marathons geworden.

Wer einmal in dieser Funktion ist, hat als einziger Teilnehmer natürlich auch die Möglichkeit, sich das Leben so einfach wie möglich zu machen. Wer braucht schon Höhenmeter. Nachdem der DLV sich geweigert hat, die Strecke offiziell auszumessen, musste Garmin herhalten. Der Streckenverlauf war recht schnell geklärt.

Ab der Nordbrücke nach Kettwig, zurück nach Mülheim, über die Schlossbrücke, hier Kilometer 21,1 passieren und dann noch einmal das Ründchen.

Mangels Versorgungsmöglichkeiten auf der Runde habe ich mich bei den bestmöglichen Begleitern Lise und Janik erkundigt, ob beide den „Job“ des Supports auf der Strecke übernehmen wollen würden. Wer will schon ins Trainingslager nach Mallorca, wenn man in einer solchen Funktion am 1. Ruhrbania Marathon teilnehmen darf.

Nach diversen Frustweizen, alkoholische Getränke durfte ich ob der Absage des Marathons in Düsseldorf wieder zu mir nehmen, haben wir uns dann am 25. April 2020 an der Ruhrbania eingetroffen.

Die Wetterbedingungen waren bombastisch. Bewölkt, wenig bis kein Wind, nicht zu kalt, nicht zu warm. Der Startschuss erfolgte um 09:00 Uhr. Neben Lise & Janik wurde ich dauerhaft von dem weltbesten Sportfotografen René in den kommenden Stunden begleitet. Einen Marathon zu bestreiten ist eine Kopfsache, auf Zeit zudem. So habe ich mit mir vorab „vereinbart“, dass es beim Ruhrbania Marathon kein 2:5x sein muss, sondern ein kleiner Abschlag gestattet ist. Immerhin sollte es aber persönliche Bestzeit werden.

Die ersten Kilometer waren bei meinem Debüt bei der Veranstaltung schnell absolviert, die angekündigten Zeiten eingehalten. Der Motor, sprich die Beine, ratterte wie ein schweizer Uhrenwerk. Nach 10 km war Kettwig passiert, der Halbmarathon in entspannten 1:32h absolviert. Gespannt war ich auf das, was bei meinen 7 vorherigen Marathons zwischen KM 28 und 30 immer passierte. Aber es passierte nichts! Kein Einbruch! Kein Mann mit dem Hammer! Kein Tunnel! Konservativ, mit zu viel Respekt, dass, nachdem ich medial Druck aufgebaut habe, der Plan nicht aufgehen könnte, habe ich kontrolliert Kilometer für Kilometer absolviert.

Kettwig 2.0 passiert, erneut Mintard, abermals am Reitstall vorbei. Selbst auf der folgenden Rennstrecke habe ich mich nicht getraut, mehr Gas zu geben als nötig.

Die Strecke führte abschliessend durch die Ruhrauen, über das Kahlenbergwehr. Tomate links, runter zur Ruhr. Ab stadteinwärts. Wasserbahnhof erreicht. Und plötzlich tauchten sie auf. Gefühlt von überall. Teammitglieder von Marathon/Triathlon Mülheim begleiteten mich auf meinem letzten Kilometer laut und stark unterstützend.

Nachdem der DLV seine Unterstützung versagte, war das endgültige Ziel auch für mich unbekannt. Aus den letzten 500 Metern wurden abermals „jetzt noch 500 Meter“, der Schlussspurt in 03:50 min/km wieder abgebrochen und vernünftiger Weise auf 04:15 runtergebremst. Das vor mir her fliegende Ziel habe ich schlussendlich mehr oder weniger an der ursprünglichen Startlinie erreicht.

Am Ende haben nach 42,23 km 03:07:17 Std auf dem Tacho gestanden. Persönliche Bestzeit! Mal wieder in Düsseldorf, ähhh, ne, Düsseldorf war ja heute nicht. Aber erstmals voll zufrieden mit dem was ich erreicht habe.

Abermals gilt mein Dank allen, die mich auf meinem Marathon @Home begleitet und unterstützt haben.

Verfolgt weiterhin Eure Trainingspläne und Ziele! Ich freue mich schon jetzt „von der Seitenlinie“ unterstützen zu dürfen.

[björn]

Fotos: René Göke